Korpsgeist innerhalb der Polizei aufbrechen

Korpsgeist innerhalb der Polizei aufbrechen

“Restlose Aufklärung der Todesumstände von Oury Jalloh – das ist nun das
Gebot der Stunde”, erklärt die innenpolitische Sprecherin der Fraktion
DIE LINKE, Ulla Jelpke. Nach einer BGH-Entscheidung beginnt am Mittwoch
vor dem Magdeburger Landgericht das Revisionsverfahrens gegen einen
Polizeibeamten wegen des Feuertodes des Asylbewerbers Oury Jalloh.
Jelpke weiter: “Nun liegt es  in der Verantwortung des Gerichts, ohne
falsche Rücksichtnahme den Korpsgeist innerhalb der Polizei
aufzubrechen. Behördeninterne Kumpanei ebenso wie bisherige
Schlampereien und Ermittlungspannen müssen offen benannt werden. Denn
auch all diejenigen, an denen die justizielle Aufklärung  bislang
scheiterte, müssen zur Verantwortung gezogen werden.”

—-
Ulla Jelpke, MdB
Innenpolitische Sprecherin
Fraktion DIE LINKE.

Platz der Republik 1
11011 Berlin

Pressemitteilung: Aktionen zum 6. Todestag von Oury Jalloh & Prozessauftakt – Initiative in Gedenken an Oury Jalloh –

Pressemitteilung: Aktionen zum 6. Todestag von Oury Jalloh & Prozessauftakt

– Initiative in Gedenken an Oury Jalloh –

Aktivitäten zu Oury Jallohs 6. Todestag am 7. Januar 2011 und zum Prozessbeginn der Revision am 12. Januar 2011.

Demonstration an Oury Jallohs 6. Todestag in Dessau um 14 Uhr Dessau
 Hbf

Demonstration am 8. Januar in Magdeburg um 13 Uhr
 Magdeburg Hbf

Mahnwache am 12.01.11 ab 9 Uhr am Prozessbeginn der Revision vor dem Landgericht Magdeburg, Halberstädter Str. 8
, sowie eine Pressekonferenz nach der Pause um ca. 12h vor dem Landgericht.

Wir fordern: Wahrheit – Aufklärung – Gerechtigkeit!

Am 07.01.2005 verbrannte Oury Jalloh, an Händen und Füßen gefesselt, in
 einer Dessauer Polizeizelle. Der Prozess gegen die angeklagten
 Polizisten endete im Dezember 2008 mit einem Freispruch. Auf Verlangen
 der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh legte die Nebenklage
 Widerspruch gegen das Urteil beim Bundesgerichtshof (BGH) ein. Exakt am fünften Todestag Oury Jallohs bestätigte der
 Bundesgerichtshof (BGH), was die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh und andere
 Organisationen bereits seit Langem anprangerten:
Der Prozess, der gegen die diensthabenden Polizeibeamten begann, war
 eine Farce: Vertuschung des Mordes an Oury Jalloh, Küngelei und Mauern
 der Polizisten, Lügen und Falschaussagen der Zeug_innen und Angeklagten -
 ohne Konsequenzen. Der BGH hat daher folgerichtig entschieden, dass der
 Prozess gegen einen der angeklagten Polizisten neu aufgerollt werden
 muss, denn die Familie des Opfers hat ein Recht auf ein
 rechtsstaatliches Verfahren. Es scheint sich die Befürchtung zu
 bestätigen, dass die Entscheidung, eine Revision zuzulassen, bloß der
 Versuch ist, den Druck zu mildern; denn der Prozess wird jetzt, genau wie
 der erste verschoben und verschleppt (eigentlicher Prozessbeginn war der 25. Oktober 2010). Dies zeigt abermals, dass das
 Rechtssystem in Deutschland keinerlei Interesse hat, die Wahrheit aufzudecken.

Die Anklage gegenüber Schubert bleibt “Körperverletzung mit Todesfolge”.
 Es wird weiterhin nicht in Richtung “Mord” ermittelt. Wir gehen jedoch
 davon aus, dass Oury Jalloh ermordet wurde.
Die wesentlichen Fragen, die zur Aufklärung des Mordes hätten führen
 können, wurden nicht beantwortet:

Wer hat kurz vor Ausbruch des Feuers die Zelle, in der Oury Jalloh
 gefesselt lag, undokumentiert betreten?

Wie gelangte ein Feuerzeug in die Zelle, obwohl Oury Jalloh zuvor
 gründlich durchsucht worden ist?

Wie kann ein an Händen und Füßen gefesselter Mensch eine schwer
entflammbare, unbeschädigte Matratze in Brand setzen?

Was für eine Flüssigkeit befand sich kurz vor Feuerausbruch auf dem Boden der Zelle?

Wie wurde Oury Jallohs das Nasenbein gebrochen, eine Verletzung, die
 bei der ersten Obduktion nicht festgestellt wurde?

Wo ist das Video der Tatortermittlungsgruppe und wie konnte es einfach
 verschwinden?

Wie konnte die zweite Handschelle, die als Beweismittel gelten sollte,
 weggeworfen werden?

So entstand der Eindruck, der erste Prozess diente nur dazu, die
 beteiligten Polizisten zu entlasten.

Oury Jalloh – Das war Mord!

Alle Versuche, den Prozess weiter zu
 verzögern sind Ausdruck des institutionellen und strukturellen Rassismus
 in Deutschland. Wir geben nicht auf! Wir werden nicht vergessen!

Beteiligt euch an den Aktionen!

Kommt zur Demonstration in Gedenken an Oury Jalloh an seinem 6. Todestag (7. Januar 2011) – Dessau Hbf, 14h. Am gleichen Tag fährt ein Bus von Berlin Alexanderplatz nach Dessau und zurück. Treffen ist um 11 Uhr am Reisezentrum im S-Bahnhof Berlin Alexanderplatz.

Am 8. Januar wird eine weitere Demonstration in Magdeburg stattfinden – Magdeburg Hbf, 13h. Auch hier treffen wir uns um 10h am Reisezentrum im S-Bahnhof Berlin Alexanderplatz um mit dem Zug gemeinsam nach Magdeburg zu fahren.

Am 12. Januar ab 9h beginnt der Prozess gegen den Angeklagten Andreas Schubert am Landgericht Magdeburg. Um 6h treffen wir uns am Reisezentrum im S-Bahnhof Berlin Alexanderplatz – ein Bus für Hin- und Rückfahrt ist organisiert. Nach der Pause laden wir von dem Landgericht zur Pressekonferenz und Mahnwache in Erinnerung an Oury Jalloh und allen anderen Opfern rassistischer Polizeigewalt.

Solidarität mit allen Opfern rassistischer Polizeigewalt!

Für unsere Arbeit gegen rassistische Polizeigewalt sind wir dringend auf Spenden angewiesen!

Spende Antirassistische Initiative e. V. Berlin
Bank für Sozialwirtschaft
Kontonummer: 303 9605 IBAN: DE08 1002 0500 0003 0396 05 BIC: BFSWDE33BER

Kontakt

Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

im New Yorck im Bethanien

– Südflügel –

Mariannenplatz 2

10997 Berlin – Kreuzberg

mobil: +49-176-38113135

E-Mail: initiative-ouryjalloh@so36.net

Rassistische Polizeikontrolle bei Mitgliedern der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh

Magdeburg / Berlin:
Noch keine 5 Minuten hatten die drei Mitglieder
der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh die Infoveranstaltung zusammen
mit Magdeburger Sympathisant_innen am 08.10.2010 verlassen, als sie von
der Polizei mit drei Streifenwagen verfolgt und kontrolliert wurden.
Getarnt als eine angeblich normale Verkehrskontrolle des Wagens, mit dem
die drei Mitglieder zum Magdeburger Bahnhof gebracht werden sollten,
wurden der Fahrer und die beiden schwarzen Mitglieder der Initiative
umgehend aufgefordert, sich auszuweisen. Dass es sich hierbei um eine
rassistisch motivierte und der Einschüchterung der schwarzen Aktivisten
dienenden Kontrolle handelte, wurde schnell deutlich:
Polizeihauptkommissar Jens Wöhlbier und sein Kollege hielten den Strahl
ihrer Taschenlampe gezielt auf die beiden schwarzen Aktivisten,
begutachteten sie und forderten sie in grober Weise auf, sich
auszuweisen. Die weiße Mitfahrerin und ebenso Mitglied der Initiative
wurde weder begutachtet, noch aufgefordert, sich auszuweisen. Dass die
Polizei den Mitgliedern der Initiative gezielt nach der
Infoveranstaltung aufgelauert ist, offenbarten die beiden Beamten auch
dadurch, dass ihnen entfuhr: „Die beiden Kollegen [die im Prozess um den
Tod von Oury Jalloh angeklagten Polizisten März und Schubert] werden
sowieso nie verurteilt“. Als die beiden Aktivisten der Initiative die
Polizisten daraufhin nach ihrer Dienstnummer fragten, um sich über
dieses rassistische Verhalten beschweren zu können, wollten diese die
beiden obendrein noch für dumm verkaufen, indem sie weismachen wollten,
dass Beamte in Deutschland angeblich keine Dienstnummer haben.

Diese Aktion zeigt uns, wie tief das rassistische Denken der Polizisten
jenes Bundeslandes, das für den Tod Oury Jallohs verantwortlich ist,
geht und wie Afrikaner und nicht-deutsch aussehende Aktivisten
systematisch schikaniert und durch ständige Kontrollen zermürbt werden
sollen. Doch wir lassen uns davon nicht einschüchtern. Der Kampf geht
weiter:

Wir fordern:
Stopp rassistischer Polizei-Kontrollen in der BRD!
Abschaffung der Residenzpflicht!
Stopp rassistischer Polizei Gewalt!
Aufklärung, Gerechtigkeit und Entschädigung im Fall Oury Jalloh!

Kontakt für Rückfragen: +49-(0)176-38113135 / +49-(0)174-7477656